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Schildorn freut sich seiner Glocken

Quelle: Rieder Volkszeitung, Donnerstag, 29. September 1949

Der große Tag unserer Glockenweihe ist vorüber. Alle Opfer und Mühen sind reichlich belohnt durch das Gelingen des Glockengusses von Seite der Firma Oberascher, Salzburg, durch das vom lieben Gott geschenkte Festtagswetter und den so schönen Verlauf des ganzen Festes. Unter der Leitung unseres Dekorationsmeisters Alois Wieland, Zweimüller, Lenzbauer aus Ebersau, wurden Pfarrkirche, Pfarrhof, Schule und die 4 Glockenwagen sinnreich geschmückt. Alle Arbeiten übernahm mit Freuden unter Leitung dieses Meisters die Jugend unserer Pfarre. Auch die Hausbesitzer des Ortes schmückten ihre Häuser. Samstag abends war Turmbeleuchtung und Turmblasen unserer Musikkapelle. Der Festtag (Sonntag, 25. ds.) wurde mit Weckruf der Musikkapelle eingeleitet. Um 6 Uhr war Festgottesdienst der Pfarrgemeinde. Unser rühriger Kirchenchor unter Leitung Familie Diermaier verschönte den Festtag durch tadellose Aufführung der Messe zu Ehren des hl. Karl Borromäus von Max Filke. Der Erfolg sei allen eine Belohnung für die Opfer der Probestunden. 1/2 1 nachmittags begann der Festzug zum Weiheplatze der Glocken von Aigen aus. Zur großen Freude aller Teilnehmer nahm an unserm Feste auch der allseits geehrte Bezirkshauptmann von Ried teil. Der Weg des Festzuges war von einer großen Zuschauerschar eingesäumt. Dank der Umsicht der Ordner ging alles reibungslos vor sich. Den Zug eröffneten 14 Vorreiter auf schönen, gezierten Pferden, dann folgen die Schulkinder, nach diesen der Glockenwagen mit der Jugendglocke, geführt vom Krandl in Schildorn. Sehr lieb war die Engelgruppe. Weisse Mädchen flankierten den Wagen, anschließend die übrigen weissen Mädchen und die Pfarrjugend. Die mitgetragene, 1935 geweihte Jugendfahne erinnerte an die damalige stramme Jungmännergruppe, deren Obmann leider noch immer vermißt ist. Dann folgte die Musikkapelle von Pattigham, die in nachbarlicher Freundschaft unser Fest verschönte. Beim zweiten Glockenwagen (Leonhard-Floriani-Glocke), ein Bauer und drei Bäuerinnen; geführt wurde dieser Wagen vom Fischer in Schildorn, daran schloß der vom Schneiderwastl in Schildorn geführte Wagen der bei den Arbeiten beschäftigten Handwerker und Gewerbe; dann folgten die Goldhauben und Kopftüchergruppe. Hierauf folgte der Wagen mit Maria-Josefi-Glocke mit dem geschmückten Marienbilde, geführt vom Tonibauer, dann die vier Glockenpatinnen geführt vom Egger in Schildorn; dann Ehrengäste; Gemeinde-Ortsschulrat; Geistlichkeit (10); Kirchenchor; Glockenwagen mit der Kriegerglocke, geführt vom Furtbauer in Ebersau; anschließend Heimkehrer und Kriegsopfer-Verband; Musikkapelle Schildorn und Wagen unserer Pfarr-Ältesten, geführt vom Metzger, Volksdeutsche Männer und Frauen. Am Weiheorte angelangt begann die Weihe der Glocken durch den Probst von Reichersberg. Zuvor waren Begrüßung des Abtes durch Hochw. Herrn Ortspfarrer u. Begrüßungsgedichte. Dann Erklärung des Weiheaktes u. Gesang des Kirchenchores. Den Weiheakt beschoß der hl. Pontifikalsegen des H. H. Abtes, alles kniete nieder. H. Bezirkshauptmann sprach markante Worte, die allen unvergeßlich bleiben werden. Dann war Einzug in die Kirche zur Schlußfeier. Die Festansprache hielt unser Pfarrkind H. H. Pfarrexpositus Trost von Schneegattern in gewohnter Meisterschaft. Dabei war Tantum Ergo und Genetori vom großen Meister Anton Bruckner, 5 stimmig. Mit dem ewig schönen, herrlichen Te Deum und hl. Segen schlossen wir unsere Festfeier. Sonntags-Abend, 7 Uhr war Kriegergedenken, wobei die zwei Musikkapellen von Pattigham-Schildorn gemeinsam den Guten Kameraden und das Te Deum spielten. Dann erklangen zum ersten Mal die neuen Glocken. H. H. Ortspfarrer sprach im Gasthause seinen und der Pfarrgemeinde herzlichsten Dank allen, die mitgewirkt haben, vor allem dem Glockenkomitee, aus. Mögen die neuen Glocken in ihrer Schönen, reinen Stimmung E, G, A, C uns nicht nur erfreuen, sondern auch ermuntern, daß unsere Glockenharmonie und unsere Herzensharmonie zusammenstimmen zur Ehre Gottes und unserem ewigen Heile.

Zum Schlusse gedenken wir noch unserer treuen kleinen Glocke - die in Schildorn seit 107 Jahren läutet, und in zwei Weltkriegen alle Kirchendienste verrichtet hatte - sie bleibt wieder unser liebes Zügenglöckchen, das schon seit Generationen die Sterbeglocke war. Am 2. 7. 1842 an einem Samstag abends schlug ein Blitzstrahl in unseren Kirchturm - der Turm brannte ab - die damaligen Glocken von 1805 verzehrte das Feuer, die Kirchenuhr zeigte 1/2 7 Uhr abends, dann war Schildorn glockenarm bis 1843, in welchem Jahre im Oktober Glockenweihe war - gegossen in Braunau. Firma Gugg - in der Metzgerauwiese, wie der verstorbene Leopold Stöger, der damals Ministrant war, bezeugte. Diese Glocken blieben uns bis zum ersten Weltkrieg, wo sie einrücken mußten. Ehren wir unser altes treues Sterbeglöcklein, sie wird von jetzt nur zu höhren sein, wenn einer unserer Pfarrbewohner gerufen wird zum Richterstuhl Gottes um Rechenschaft über das irdische Leben abzulegen. Allen, die die Glockenstimme achten wird die Sterbeglocke nicht erschrecken, denn die dem Herrn dienen, freuen sich auf seinen Ruf in die ewige Heimat.


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