Der Linzer Liturgiewissenschafter Winfried Haunerland tritt für nur eine Sonntagsmesse in den Pfarren ein. "Nicht ein gruppengerechtes Angebot der Liturgie ist das Ziel, sondern die eucharistische Feier der gesamten Gemeinde."
In den Pfarrgemeinden sollte es am Sonntag nur eine Messfeier geben. Dies entspreche den kirchlichen Lehraussagen. Diese Meinung äußerte der Linzer Liturgiewissenschafter Winfried Haunerland bei einer Studientagung für Priester der Diözese St. Pölten.
"Gemeinde nicht aufsplittern"
Haunerland verweist auf einen Fastenhirtenbrief des Hildesheimer Bischofs Josef Homeyer, in dem der Bischof die Reduzierung der Sonntagsmessen in seiner Diözese ab dem Jahr 2003 verbindlich vorschreibt, denn "die eine Eucharistiefeier soll die eine Feier der Gemeinde darstellen". Diese Eucharistiefeier sei auch nicht "beliebig ersetzbar", sagt Haunerland.
Andere gottesdienstliche Feiern - zum Beispiel Wortgottesdienste – müssten deutlich als "Ersatz" erkennbar sein. Ebenso wandte sich der Liturgiewissenschafter gegen spezielle Messfeiern für kleinere Gemeinschaften auf Kosten der sonntäglichen Gemeindemesse. "Die Kirche braucht den Tag des Herrn als Tag ihres Ursprungs", sagte er.
Nicht ein "gruppengerechtes Angebot der Liturgie" dürfe das Ziel sein, sondern die eucharistische Feier der gesamten Gemeinde.
"Neue, einfachere eucharistische Kultur"
Es bedürfe einer neuen "eucharistischen Kultur", die "ganzheitlich" gesehen werden müsse, fordert Haunerland. Immer weniger Menschen verstehen die Liturgie auch in ihrer Tiefe, so Haunerland, deshalb sollten zunehmend einfachere Gottesdienstformen angeboten werden. Und vor allem sollte sich die Gottesdienstpraxis an Wochentagen von der zentralen Funktion der Sonntagsmesse unterscheiden.
"Gottesdienst nicht als Befriedigung von Einzelinteressen"
Bei der Feier der Eucharistie gehe es nicht um die Befriedigung von Bedürfnissen, sondern um die Erfüllung des Auftrages Jesu, erklärte der Liturgiewissenschafter.
Der Priester sei dabei "Werkzeug eines Größeren", der ihn zur Feier der Eucharistie ermächtige.
Haunerland ging auch auf die Frage nach dem Wandelbaren und Unwandelbaren in der Liturgie ein und betonte, dass die Liturgie gerade um ihrer Identität willen Veränderung brauche. Die Liturgiereform gehöre genauso wesentlich zur Kirche wie die Kirchenreform.