Die Künstlerfamilie Schwanthaler und ihre Bedeutung für Waldzell

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Für die Pfarrkirche Waldzell schuf Thomas Schwanthaler vor allem den Hochaltar (ohne Tabemakel) und die Plastiken der Kanzel. Auch die meisten Figuren des Sebastianaltars (ohne den hl. Wolfgang) sowie die Skulpturen des hl. Stephanus und des hl. Pantaleon werden ihm zugeschrieben.
Die Arbeiten von Johann Franz Schwanthaler (1683 -1762), des jüngsten Sohnes des Thomas und Stammträgers aller folgenden Schwanthaler- Bildhauer wirken lyrisch, weich und klassizistisch. Sehr bekannt sind vor allem seine Pieta -Reliefs, die durch ihn in das Formengut der Schwanthaler aufgenommen wurden. Der Tabernakel mit der Kreuzigungsgruppe, Moses, Aaron sowie die Wechselfiguren Gott Vater, der Auferstandene und die Heilig -Geist -Taube stammen sicher von ihm. Auch die Skulpturen der Kanzel wurden gelegentlich Johann Franz Schwanthaler zugeschrieben, obwohl sie -wie oben erwähnt- wohl eher ein Werk seines Vaters sein dürften. Zu Beginn seines Wirkens teilte er die Werkstattleitung mit seinem älteren Bruder Johann Josef Schwanthaler (1681 -1743), der in unserer Kirche zumindest die beiden zum Tabemakel gehörenden Engeln mit Rauchfass renoviert haben dürfte (1734).
Aus der vierten Generation waren von den sieben Kindern des Johann Franz Schwanthaler die drei Brüder Franz Mathias, Johann Peter d. A. und Johann Ferdinand in Waldzell künstlerisch tätig.
Franz Mathias Schwanthaler (1714 -1782) überschnitzte im Jahr 1752 die gotischen Figuren des Mittelschreins und des hl. Wolfgang.
Johann Peter d. Ä. Schwanthaler (1720- 1795) renovierte 1758 die Figuren der Heiligen Antonius und Felix. Von Johann Ferdinand Schwanthaler (1722 -1782) stammen vermutlich die zwei Kruzifixe auf der Kanzel und in der Sakristei.
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Bezüglich des Formengutes lassen sich einheitliche Vorbilder feststellen, wie Petrusstatuen, Tauf-, Tabernakel- und Gottvatergruppen sowie Krippendarstellungen. Christus wird fast immer als leidender Gottmensch gezeigt, manchmal auch als Auferstandener. Bevorzugte Figuren der Schwanthaler waren die "Schreinwächter" Georg und Florian, auch Johannes und die Apostelfürsten Petrus und Paulus sowie weitere Apostel, Evangelisten und Kirchenväter. Ende des 18. Jhs. auch der Wetterheilige Donatus und der hl. Josef (z.B. in Schildorn). Bei den weiblichen Darstellungen überwiegen Maria, Anna, Katharina und Barbara.
Stilgeschichtlich bedeuteten die zweite, vierte und sechste Generation der Schwanthaler Höhepunkte im Hochbarock, im Rokoko und in der Romantik. Die Formen und Typen, die gemeinhin als "die Art der Schwanthaler" genannt werden, gehen auf Thomas zurück. Was er prägte, war bis in die fünfte Generation bestimmend und wurde jeweils nur dem Zeitstil angepasst.

Quelle: ©Kirchenführer Waldzell, Juli 2000, S. 26-27 (gekürzt)
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