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Geschichtliches aus der Chronik über unseren Kirchturm

Der Kirchturm von Schildorn muß ursprünglich viel niederer gewesen sein, weil sich die Leute beklagten, daß sie das Geläute der Glocken nicht hörten. 1675 wird der Kirchturm umgebaut. Das Mauerwerk wird erhöht sodass die Glockenstube um einige Meter höher zu liegen kommt.

Vor 1842 waren 4 Glocken vorhanden. 3 davon hatte Carl Anton Gugg (+1823) in Braunau am 12. 7. 1805 umgegossen, sie wogen 418 kg, 226 kg und 116 kg
Quelle: Gugg, geschäfliche Notitzen.
Die Grosse Glocke hatte die Inschrift: Die Lebenden rufe ich, die Toten betraue ich.

1843 werden von Kanonikus Köppl, Pfarrer in Traun, die neuen Glocken f, a, c, d geweiht.
Die Glocken hatte Stephan Anton Gugg (1783 - 1869) in Braunau gegossen.
(Quelle: Taufbuch Tom I. C. Ortschaft Schildorn).

Im Jahre 1844 wird der Bau einer neuen Turmkuppel vollendet. 1860 muss am Turm wieder eine Reparatur vorgenommen werden. Es werden neue Mauerbänke angebracht, die Kuppel geschraubt, da sie sich stark nach Westen gesenkt hatte. Der Baumeister von Waldzell hieß Krammer Martin. 1884 wird ein Teil der Turmkuppel abgetragen und umgebaut, sowie einige Felder neu gedeckt. Diese Arbeiten werden von Baumeister Max Dobler aus Pramet durchgeführt.
Das Kreuz wird gesteckt von Peter Knirzinger, Hausbesitzer in Freidling, Rampfen Nr.9. Er war damals 45 Jahre alt und ist gestorben 1914. (Taufb.I.C. Schildern)
Das Aufziehen des Turmkreuzes geschieht unter großen Feierlichkeiten, am Pfingstdienstag, 4. Juni 1884.

Am 10. X. 1915 kommt die Aufforderung, daß die Glocken abgenommen und abgeliefert werden müssen. (1. Weltkrieg von 1914 - 1918)
Am 1. Dezember 1916 werden die "Grosse Glocke" mit 113 cm Durchmesser und 800 kg Gewicht und die "Elfer-Glocke" mit 89 cm Durchmesser und 381 kg Gewicht an die k. u k. Militärbauabteilung nach Linz abgeliefert. Die "Viertel-Glocke" fällt am 8. 11. 1917 der Kriegsrüstung zum Opfer. Die Glocke der Binderkapelle in Ottenberg muss auch abgeliefert werden.
Nur die kleine Sterbeglocke bleibt erhalten.
Alleine aus Oberösterreich werden im 1. Weltkrieg über 2200 Glocken aus Kirchen und Kapellen abgeliefert.

1922 werden 4 neue Glocken angeschafft. Sie stammen aus der Glockengiesserei Berndorf und kosten 1.051.693,-- Kronen.

  1. Grosse Glocke, 115 cm Durchmesser, 1100 kg, Ton "f"
  1. Ave Glocke, 90 cm Durchmesser, 460 kg, Ton "a"
  1. Glocke 3, 75 cm Durchmesser, 251 kg, Ton "c"
  1. Glocke 4, 55 cm Durchmesser, 106 kg, Ton "f"
Die Glocken werden in einer feierllichen Zeremonie am 11. 6. 1922 von Dechant Franz Riepl aus Ried i. I. geweiht.
(Quelle: Oberchristl, Prälat Florian; Glockenkunde der Diözese Linz, S. 490f; Linz 1941)

Am 7. September 1926 spricht der Bürgermeister Franz Kirchsteiger anlässlich einer Konferenz mit Bezirkshauptmann Hofrat Prinkl über die notwendige Reparatur des Kirchturmes. Das Kreuz steht schon schief auf der Kirchturmspitze. Der Bezirkshauptmann ordnet für 9. Sept. einen Lokalaugenschein an. Ergebnis: Alles morsch, sofort reparieren.
Baumeister Johann Hütter aus Mettmach erhielt den Auftrag.
Es wurde am Montag den 13. September mit der Errichtung des Gerüstes begonnen. Am 17. Sept. konnte das schiefstehende Turmkreuz abgenommen werden. Der Turmhelm wurde neu gezimmert und mit Kupferblech eingedeckt.
Bereits am 10. Oktober 1926 konnte in einer feierlichen Zeremonie das Turmkreuz neu gesteckt werden.

1932 liefert die Firma Dürhager aus Ried i. I. eine elektrische Turmuhr.

Am 13. Mai 1940 schickt Pfarrer Wiesinger den Erhebungsbogen für die Glockenablieferung an die NS-Rüstungsbehörde zurück.

Das Kupferdach des Kirchturmes wird von der Rüstungsbehörde ebenfalls erfasst. Laut Rechnung von 1926 sind es 186,7 m² Kupfer. Die Firma Scheuch in Ried hat schon Ersatzblech und einen Termin für die Arbeiten bekommen, da wird in letzter Minute die Aktion abgesagt.
Am 27. Nov. 1941 findet die Besichtigung der Glocken in der Glockenstube statt.
Am 15. Dez. 1941 beginnt die Demontage der 4 grossen Glocken. Ebenso muss aus der Binderkapelle in Obernberg die Glocke abgeliefert werden. Die Sterbeglocke von 1843 bleibt erhalten.
1942 wird das Kupferblech noch einmal für die Rüstung angemeldet, wird aber wieder nicht abgenommen.

1949 werden neue Glocken angeschafft.

1952 muss die nur 20 Jahre alte Turmuhr ersetzt werden. Die Firma Siemens-Hulske, Wien baut um rund ATS 20.000,- eine neue Uhr ein. Die Kosten werden durch freiwillige Spenden aufgebracht.

1953 hat die Steuerung der Uhr einen Totalschaden. Der Aufstellungsort (Sakristei) ist derart feucht, dass viele Bauteile der Steuerung kaputt gehen. Eine neue Steuerung wird kostenlos (Garantiefall) im Oratorium über der Sakristei aufgebaut.

Ende Oktober 1956 reisst eine schwere Eisenstange zwischen Turm und Seelenkammer entzwei. Ursache: Der Turm hat sich gesenkt. Das Lot im Inneren des Kirchturms ist weit neben der Markierung. Die Bezirkshauptmannschaft Ried ordnet für Frühjahr 1957 eine Untersuchung an.
Von 22. Mai bis 20. Juni findet die Bauuntersuchung des Kirchturmfundamentes statt. Ergebnis: Unter dem zu klein dimensionierten Fundament ist lockerer Schotter (Kieselsteine).
Die Sanierung folgt sofort:
Zuerst wird um den Turm herum und im Glockhaus das Erdreich 1,6 m tief ausgehoben. Die Ostseite = Kirchenseite bleibt unberührt. Die Gruben werden mit Stahlbeton 1,3 m hoch aufgefüllt. Dann wird das Turmfundament Stück für Stück abgetragen und sofort mit schweren Stahlträgern unterfangen. Die Stahlträger (in Summe 6.000 kg schwer) werden in Nord - Süd Richtung auf das vorher betonierte Fundament aufgelegt. Die entstandenen Hohlräume des alten Fundamentes und die Zwischenräume der Stahlträger werden abschliessend mit Beton ausgegossen. Von den schwierigen Arbeiten sieht man heute nichts mehr. Das Lot ist jetzt fast genau im Mittel.

1962 wird ein elektrisches Läutwerk angeschafft

Ein Sturm hat am 26. Februar 1990 das Turmkreuz auf das Dach der Kirche herabgerissen. Von dort fiel es in den Friedhof und blieb in der Erde stecken.
Bei der Reparatur des Kreuzes fand man die Urkunde, die 1926 zusammen mit einigen Geldscheinen im Turmkreuz deponiert worden war.


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